"Manchmal verblüfft einen die Stream-Premiere einer Theaterinszenierung dann doch. Dabei hätte Jean Racines "Phädra", am Staatstheater Nürnberg inszeniert von Anne Lenk und fürs Digitale mit sparsam eingesetzten Close-Ups aufbereitet von Sami Bill, alles, um einen beim Hineinstarren ins Laptop verzweifeln zu lassen. Die Bühne von Judith Oswald ist ein hell gerahmter dunkler Kasten (bei einer Aufführung vor Publikum würde er vorgerückt im Parkett stehen), eingefasst von Jalousien und möbliert mit dem sehr männlichen Stahl-Chic eines Corbusier oder Mies van der Rohe. Die Kostüme von Sibylle Wallum sind dunkelglänzende Variationen eines streng-zeitlosen Anzugstils, nur Phädra trägt Beige. Die Szenen werden separiert von Schwarzblenden, es surrt ein wenig Musik, die Sprache ist streng, Schillers Blankvers-Übertragung der Racineschen Alexandriner. Und doch erlebt man aufregende eineinhalb Stunden, packend, wahr (...)
(...) Ach, man versteht Anne Lenk, die im Gespräch danach die Erlösung ihrer Inszenierung durch das Publikum ersehnt. Sie schaute den Stream gar nicht an. Ulrike Arnold auch nicht. Doch: Sie können sich das gut trauen. Lohnt sich."
Süddeutsche Zeitung, 25. April 2021
"(...) nehmen die Figuren Aufstellung und immer neue Beziehungen zueinander ein. Manchmal entsteht vor der aus drei Lamellenjalousien bestehenden Rückwand ein Triptychon, auf dem die je mittlere Figur auf die ein oder andere Art geopfert wird. Das spärliche, durch die Jalousien einfallende Licht lässt Film Noir-Stimmung aufkommen.
(...) Ab und an schiebt jemand die Jalousien auseinander und sieht durch einen Schlitz nach draußen, dann rückt die Kamera ganz nah an ein Gesicht heran. Man sieht ein Detail wie ein Auge, später Phädras Mund, der Tabletten schluckt. So wie auch der Herausblickende vermutlich nur Details der Außenwelt zu sehen bekommt und wir nur Splitter der wahren Gefühle der Figuren unter oder jenseits ihrer Worte. Zum Beispiel die Sache mit den Schuhen. Oder das Sich-Winden und -Verkrampfen von Maximilian Pulsts Hippolyt, als zu Beginn noch kein Liebesgeständnis (zu Arikia) aus ihm herauswill.
(...) (Phädras feministische Lesart) spiegelt sich bei Lenk sehr subtil in der Blick- und Körperregie wieder. Ihrem präzisen Schauspielertheater kommt die unaufgeregte Bildregie von Sami Bill freundlich entgegen, die der Skepsis der Regisseurin gegenüber gelenkten Zuschauerblicken folgend viele Totalen und einige fernsehspielartige Close-Ups zeigt. "
nachtkritik - www.nachtkritik.de/, 23. April 2021
"Regisseur Jan Philipp Gloger und Videokünstler Sami Bill haben Löhles Stück mit spürbarer Freude am Spiel mit der Schauerromantik in Szene gesetzt. Bill hatte bereits für die ursprüngliche Bühnenfassung huschenden Schatten, Schneegestöber und weitere Videoeffekte beigesteuert. Im Film nun müssen diese nicht auf Wände projiziert werden, sondern verschmelzen mit den gefilmten Aktionen des Ensembles zu einem Bild. Genauso verhält es sich mit dem Ton: Spannungsmusik und Geräusche kommen nicht aus Lautsprechern über der Bühne, sondern verdichten sich mit den Stimmen der Spielenden. Das sorgt für cineastische Sound.
Auch die Kamera schaut nicht nur aus der Zuschauerraum-Perspektive zu und begnügt sich mit dem Wechsel aus Totale und Nahaufnahme, sondern mischt sich unter die Akteure, die auch schon Mal direkt ins Objektiv schauen und sprechen. Und doch entsteht bei all dem kein Kino. Soll es auch nicht. Es gab keine Außen-Drehs. Die Kulisse bleibt erkennbar: Theater. Gloger und Bill haben ein funkelndes Hybrid geschaffen, ganz so wie sie ihr Werk etikettiert haben: einen Theater- Film. Und der entwickelt einen Sog, ähnlich stark wie der Angststrudel, der die gräfliche Gesellschaft in „Isola“ in den Abgrund zieht."
SWR 2, 27.Februar 2021
"Die filmischen Mittel (Regie: Sami Bill) sind wohl eingesetzt. Mal hier ein besonderer Winkel, dort ein Blick hinter die Bühne oder ein digital verstärkter Schneesturm. "Isola" will kein Film sein. Die Inszenierung bleibt ein Theaterstück, das die Möglichkeiten der Technik nutzt, um etwa Szenen aus den Proben für die ursprünglich geplante "reguläre" Aufführung wie einen fernen Traum einzufügen."
nachtkritik - www.nachtkritik.de/, 26.Februar 2021
"Weil derzeit aber niemand zu sagen vermag, wie lange es bis dahin noch dauert, hat sich Gloger entschlossen, zusammen mit dem Videokünstler Sami Bill, einen Theaterfilm aus der Inszenierung zu machen. Also kein abgefilmtes Theater. Sondern eine Adaption der Inszenierung mit filmischen Mitteln. "Film ist ein ganz anderes Medium", sagt Gloger, "und darf nicht so tun, als wäre es Theater, das geht meistens schief.
Zu sehen ist in der Filmfassung zwar wie auf der Bühne ein Biedermeiersalon, in dem sich die bessere Gesellschaft verschanzt hat, wobei nie aufgeklärt wird, was für eine Bedrohung das genau ist, der sie sich ausgesetzt fühlt (auch das übrigens eine Parallele zu Corona, denn so ganz werden die Wissenschaftler ja bis heute nicht schlau aus dem Virus). Anders aber als im Theater, in dem das Publikum nur die Bildtotale aufs gesamte Geschehen hat, gibt es im "Isola"-Film Close-Ups. Und vor allem taucht die Kamera immer wieder in den Spielraum ein, mischt sich mitten unter die Figuren und nimmt manchmal auch die subjektive Perspektive einzelner Charaktere ein.
Raupen, die sich in ihre Kokons einspinnen, verwandeln sich am Ende in Schmetterlinge. Ähnliches passiert mit "Isola": Jan Philipp Glogers Theaterinszenierung entpuppt sich in der Filmfassung von Sami Bill als eigenständiges Kunstwerk. Gegen diese Form von Cocooning ist nichts einzuwenden."
Bayrischer Rundfunk Kulturbühne - www.br.de/kultur/theater/, 26.Februar 2021
Eigentlich sollte das Stück schon im Dezember im Theater seine Premiere feiern, was wegen des Lockdowns aber nicht möglich war. So gab es auch eine Generalprobe, aber eben keine Premiere und schon gar nicht mit Publikum. Deshalb entschied sich Schauspieldirektor Jan Philipp Gloger "Isola" in einer eigenen Filmfassung zu inszenieren, die aber nicht wie ein gefilmtes Bühnenstück wirken sollte und eine spätere Vorstellung im Staatstheater auch nicht ersetzen soll.
Video-Künstler Sami Bill konnte sich dafür frei zwischen den Schauspielerinnen und Schauspielern bewegen. "Dadurch konnten sie reduzierter und filmischer spielen und die Zuschauerinnen und Zuschauer sehen nicht die ganze Zeit eine Totale", sagte Autor Löhle. Auch Filmtricks und Effekte kommen zum Einsatz. So entstand sozusagen ein weiteres Werk, eben ein Theaterfilm."
Bayrischer Rundfunnk Nachrichtenportal 24 - www.br.de/nachrichten/kultur/, 23.Februar 2021
'Il Turco in Italia' am Opernhaus Zürich
'Tintenherz' am Schauspiel Frankfurt
[…] Gleich nach der Projektion eines schlagenden Herzens voller Tinte als Titel-Emblem geht die szenische Erzählung auf einer schrägen Spielfläche los, die als seitlich aufgeschlagenes Buch gestaltet ist: alles eine große Geschichte.«
'Die Troerinnen' am Baadischen Staatstheater Karlsruhe
„Dieser von Marie Roth geschaffene Spielraum wird ergänzt durch die Schwarzweißvideos von Sami Bill, der in seinen Bildern über diesen Steg Wasser langsam fließen lässt, was manchmal auch Blut sein könnte, oder eine Unmenge an Wasserkäfern schwimmen lässt, unterstützt noch durch die Musik von Kostia Rapoport, in der chorische Elemente, die manchmal an gregorianische Gesänge erinnern, benutzt und rhythmische Instrumente, die der Inszenierung eine ganz eigene Erzählzeit geben."
Die Deutsche Bühne, 10.04.2016, Manfred Jahnke
"Was diesem insgesamt recht ordentlichen Gebrauchstext an Musikalität fehlt, machen die mal bedrohlichen, mal donnernden Schlagzeugklänge von Kostia Rappaport wett, zusätzlich markieren die Videos von Sami Bill die Szenenwechsel: Kakerlaken aus Licht laufen da über schwarzen Grund, Fetzen von rasch dahintreibenden Gewitterwolken jagen über die schiefe Ebene, oder es ist, als ob das Sonnenlicht zuckend durch sturmgeschüttelte Bäume fiele."
nachtkritik.de, 10.04.2016, Elske Brault
'Die Unendliche Geschichte' am Thalia Theater Hamburg
„Dem geneigten, schon nicht mehr ganz so kindlichen Besucher ab 10 Jahren eröffnen sich hier fulminante fantastische Welten und Abenteuer – und auch manch philosophischer Gedanke (...) In zauberhaft gezeichneten Videoprojektionen fallen Blätter von den Bäumen (...) Die Inszenierung will sichtlich mit neuen Medienwelten konkurrieren und greift gekonnt aber wohl platziert in die große Bühnentrickkiste. Uyulála etwa wird da zur Stimme einer Lichtprojektion.“
Hamburger Abendblatt, 10.11.2015, Annette Stiekele
„Das Ausstattungteam hat wirklich Ungewöhnliches geleistet, der Kostümbildner Andy Besuch; die Bühnenbildnerin Constanze Kümmel. Und nicht zuletzt: der Videokünstler Sami Bill - er zauberte dichte Collagen und eindrucksvolle Animationsfilme. (...) Ein gelungenes Plädoyer für die Phantasie war diese beherzte Inszenierung von Rüdiger Pape."
NDR, 90,3
„ Sowohl Bühnenbild als auch die liebevoll-zeichnerisch gearbeiteten Videosequenzen Sami Bills geben gerade genug Anregung, um sich in Ort und Vorgehen einzufühlen, der Rest sei der hier besungenen Phantasie überlassen. (...) die starke Schlussszene, in der Bastian in kraftvollen, gerade-aus-der-Handlungsunfähigkeit-erwachten Bewegungen sein neues Phantasién (per Videoprojektion,a.d.A) an die Wand zaubert.“
www.reihesiebenmitte.de, 09.11.2015, Franziska Jakobi
'Die Bassariden' am Nationaltheater Mannheim Opernhaus
„Indes darüber, im stockfinsteren Oberstübchen, kommt es alsbald zu krausen Orgien, die dem Publikum dankenswerterweise nur als mürb-grünliche Live-Videos, aufgenommen mit einer Nachtbildkamera, zugemutet werden. Man sieht also nicht sehr viel von der Chor-Erotik in Unterwäsche, kann sich deshalb auch nicht ablenken lassen von der vokalen und orchestralen Opulenz der farbgleisnerischen Partitur. Man kann gar nicht genug davon kriegen! (...) Kollektive Glanzleistungen wie diese wachsen nur auf dem Kompost gut geführter Stadttheater.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.10.2015, N.N.
„Am eindrucksvollsten sieht man die Annäherung der beiden Männer aber in einer der zahlreichen Videosequenzen, die auf den Gazevorhang des ersten Stockwerks projiziert werden: Dort oben wohnen Gefühl, Sinnlichkeit, Entgrenzung, die zwischen den Bücherregalen im Erdgeschoss nicht leben dürfen, und dort verwandelt sich in einem virtuosen Drehschwindel Pentheus in Dionysos und Dionysos in Pentheus.
Nicht alles in Sami Bills Filmbildern ist derart zwingend. Manches bacchanalische Begrapschen und Körperverrenken hätte nicht unbedingt sein müssen. Insgesamt aber schafft das Video eine überzeugende zweite Ebene des Un- und Unterbewussten – und macht zwingend deutlich, dass in diesem Stück nicht nur der Gegensatz zwischen Emotion und Rationalität, ja auch Eros und Thanatos verhandelt wird, sondern auch jener zwischen Kunst und Wirklichkeit.“
Stuttgarter Nachrichten, 26.10.2015, Susanne Benda
"Hilbrich zeigt das ausschließlich als Video (Sami Bill), aufgenommen in einem dunklen Raum mit Nachtsichtgerät: entkleidete Choristen, tastende Hände auf halbnackten Leibern, ein paar technische Tricks auch. Das ist nicht spießig (oder: wenn es spießig ist, ist die Kunst es auch), sondern vage und an sich schön. (...) Die Bilder übertrumpfen und überwältigen nicht die Musik, sondern greifen sogar ihren manchmal fast banalen, schönen, aber auch flüchtigen Anteil klug auf."
Frankfurter Rundschau, 26.10.2015, Judith von Sternburg
„Überwältigend am Abend zudem die filmischen Zuspielungen und Video-Überblendungen, die manchmal an Pasolini erinnern mögen.
(...) Keine leichte Kost, aber ein wertiger Opernabend, der viel Beifall vom Premierenpublikum erhält.“
www.opernnetz.de, 24.10.2015, Eckhard Britsch
"Lang anhaltenden Jubel, fast schon Sprechchöre wie nach einem gewonnenen Fußballspiel gab
es am Freitagabend im Nationaltheater Mannheim. Grund: Das amtierende Opernhaus des
Jahres spielte Hans Werner Henzes Oper "Die Bassariden" in der Regie von Frank Hilbrich."
Mannheimer Morgen, 26.10.2015, Stefan M. Dettlinger
'Furcht und Ekel' bei den Mühlheimer Theatertagen
"Überall liegen kleine Hölzchen herum, vielleicht Streichhölzer, denen die roten Köpfe fehlen. Noch lässt dich die Gefahr kontrollieren, noch ist es nicht zu spät, scheint Sami Bills Bühnenbild
zu sagen. Ein Versprechen, das angesichts von Dirk Lauckes Szenenfolge über den rechten Stand der Dinge landauf, landab allerdings mehr als nur ein wenig irritiert."
www.kulturwest.de, 05/15, Andreas Wilink, Sascha Westphal
„Über die fast leere Bühne im Ringlokschuppen zieht sich ein Wall aus scheinbar harmlosen Schnitzeln oder Spänen - beim genauen Hinsehen sind es jedoch Streichhölzer: unzählige Zündhölzer, ein Funke würde genügen… Die Spur ist gelegt (...).“
www.theaterpur.net, 06/15, Christa Fluck
'Nachtasyl' am Schauspiel Frankfurt
„Herausgekommen ist ein bemerkenswerter Abend, für den Sami Bill einen Raum mit metallenen Leitern geschaffen hat. Darauf klettern die Akteure im Kellerverlies und ringen um ihre Identität.“
Die deutsche Bühne, 04/15, Elisabeth Maier
'Peter Pan' am Schauspiel Frankfurt
„Mit Hilfe einer aufwendigen Technik, verschiedener Spielebenen und mehrerer Projektionsflächen, mittels einer überwältigenden und formenreichen videokünstlerischen Schatten- und Flimmermagie sowie einer durchgängigen musikalischen Live-Begleitung ist ihnen ein großer Bühnenzauber gelungen.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.11.2014, Michael Hierholzer
„Michael Schweighöfers Inszenierung für das Schauspiel Frankfurt zeigt Spaß und Sinn für die heikle Ebene unter der spannenden Handlung. Einfach, aber imponierend sind die Bühnenbilder von Volker Thiele, riesige Unterlagen, etwa mit anmontierten Betten, können nach oben weggezogen werden, als welle sich die Welt. Psychedelische Videos (Sami Bill) beleben den ansonsten nicht überfüllten Raum. Die Musik (Vivan Bhatti, Ketan Bhatti) kommt von Seeleuten und einem berufstätigen sowie singenden Hund."
Frankfurter Rundschau, 17.11.2014, Judith von Sternburg
"Schweighöfer taucht das Bühnengeschehen in äußerst fantasievolle und feingesponnene Welten aus Videoprojektionen mit Scherenschnitt-Figuren und lässt die Handlung immer wieder vom groovigen Jazz-Pop-Rock des 'Contrast Trio' begleiten."
Frankfurter Neue Presse, 17.11.2014, Astrid Biesemeier
'Die Jüdin von Toledo' am Staatsschauspiel Dresden
„‚Die Jüdin von Toledo‘ wird in Dresden trefflich aktualisiert und stark bebildert. Am Dresdner Staatsschauspiel gelang dem Regisseur Nuran David Calis eine Inszenierung des Stücks, die über weite Strecken eindringlich zeigt, wieso es eben immer noch notwendig ist, über Antisemitismus zu sprechen(...)
Calis vermag es, Situationen in komplexe und doch verspielte Bilder zu übersetzen.
Wesentlicher Bestandteil sind die Videos von Sami Bill, der schon die geniale visuelle Konzeption für ‚Supergute Tage‘ im Kleinen Haus geschaffen hat. Seine Videos sind keine technischen
Mätzchen, sondern selbstverständlicher Teil der ästhetischen Idee. Auch hier füllen sie wieder den ganzen Raum aus, werden zum Teil des Bühnenbilds."
Sächsische Zeitung, 28.04.2014, Johanna Lemke,
„Gerade der Videoeinsatz überzeugt durch Durchdachtheit jenseits der Effekthascherei und schafft wunderbare Übergänge.“
nachtkritik.de, 26.04.2014, Tobias Prüwer
'Amsterdam' - Düsseldorfer Schauspielhaus
"Eine heitere bissige Show – eine Mischung aus Comic, Comedy und Schauspiel, die die häufig beschworene Toleranz innerhalb der Europäischen Union aufs Korn nimmt. Nach allen Regeln grotesker Überspitzung und mit urkomischen Comic-Bildern auf kreisender Drehscheibe (Ausstatter: Sami Bill). Eine spritzige Uraufführung im Jungen Schauspielhaus, die mit Jubel, Pfeifen und Johlen belohnt wurde, besonders für die Mimen Stefanie Reinsperger, Edgar Eckert und Nicolas Garin, die sich in 90 Minuten körperlich verausgaben und allen Comedy- und Kabarett-Affen Zucker geben. Bravorufe auch für Regisseur Nurkan Erpulat, der sich mal wieder als Meister von beißender Ironie, Tempo und Pointen geriert, und für Marijana Verhoef Cosic." WZ, 22.2.14
"Die originelle Video- und Bühnenausstattung von Sami Bill spielt dabei mit allen Sinnen. Die kleine Drehbühne gibt Unglaubliches her. Kühe fliegen vorbei, Darsteller hopsen mitten in die Projektionen hinein, fesche Prostituierte locken die Jungspunde ins Abenteuer."
coolibri, 20.03.2014
'Momo' - Düsseldorfer Schauspielhaus
"Überhaupt die Bilder. Über die weiß gestrichenen Bühnenaufbauten flackern magische Projektionen. Wenn die Handlung bei Meister Hora angekommen ist, sieht man da die Zahnräder im Innern einer Uhr, es fliegen Schmetterlinge und Blumen blühen, und alles ist ausschließlich aus Licht gemalt. Manchmal fällt ein Gaze-Schleier über die Szenerie, darauf sind kleine Einspieler zu sehen, in die die Schauspieler auf der Bühne hineintreten. Die Inszenierung wimmelt vor charmanten Ideen."
rp, 25.11.2013, Philipp Holstein
'Super Gute Tage - oder sie sonderbare Welt des Christopher Boone' am Staatsschauspiel Dresden
"Eindrucksvoll auch: die aufwändigen Videoprojektionen von Sami Bill, der dem Strich erstaunliche Beine macht und rasante Zahlen, Buchstaben, Piktogramme auf den schwarzen Grund jagt."
nachtkritik.de, 15.09.2013, Ralph Gambihler
'Almost Lovers' am Junges Schauspielhaus Düsseldorf
"Auf der Bühne ist ein Sporthallen-Umkleideraum nachempfunden, mit Spinden, Handtüchern, Bank. Dahinter eine Wand aus vielen Quadraten bestehender Plastikfolie, links und rechts zwei Spiegel. Das Ganze dient vor allem für die ausgeklügelten und immer ein wenig augenzwinkernden Videoprojektionen. Besonders schön: der Junge, der einem Mädchen seine Liebe gestehen will, die sich im jedoch stets entzieht: als Projektion in einem der Spiegel, die zum davon wandernden Schattenriss wird, sobald er ihr näherkommt. Oder die Szene, in der die zehn sich selbst gegenüberstehen, ihren Selbst- und Fremdbildern, denen, die sie glauben zu sein und denen, die sie wirklich sind. Es sind diese stillen, wortlosen Momente, die am stärksten wirken, so wie der Abgang, ratlos zurückblickend, die Fragen nicht beantwortet."
Stage and Screen, 25.05.2013, Sascha Krieger
'Tango' an den Wuppertaler Bühnen
"Dazu kommt ein clever ausgetüfteltes Bühnenbild (Sami Bill), das vor allem aus sechs verschiebbaren Türen und Projektionen besteht – alles in allem also beweist, dass man im Kleinen Schauspielhaus keine große pompöse Kulisse braucht, um Akzente zu setzen. Am Ende liegen die weißen Türen wie ein Trümmerfeld am Boden – und auch die Familie ist längst zerbrochen (...) So zeigt sich der Stillstand bis zur letzten Minute: Am Ende verbeugen sich die Darsteller in Zeitlupe. Das passt zu einem Abend, der ernst, aber auch sehr witzig ist – ein kurzweiliger Spaß, der jedoch lange nachwirken dürfte."
Westdeutsche Zeitung, 14.11.2011, Martina Thöne
'Signalkaskaden' - Fräulein Wunder AG
"Die ,,Signalkaskaden" verstehen sich als szenisches ,,Gedächtnistraining" und sind so lustvoll bunt wie informativ, so sinnlich schön wie seminaristisch. Die anatomischen und geistigen Wunder der Erinnerung sind der Stein des Anstoßes, und die vier Spieler tauchen als nostalgische Zauberwesen aus einem Zirkus längst vergangener Tage auf. (...) Auf sehr spielerische Weise erklären diese moderierenden Gaukler, wie das Gehirn arbeitet, räumen irgendwann die Trennwände weg und stellen Szenen aus dem kollektiven Gedächtnis nach: den Breschnew-Honecker-Kuss, das Abbey-Road-Plattencover der Beatles, die ,,Ich bin der König der Welt"-Szene aus ,,Titanic". (...),,Wir alle gehen also heute Abend mit einem anderen Gehirn nach Hause", stellt Georg Florian fest, und das ist tatsächlich ein faszinierender Gedanke.(...) Das Ende dieses Abends gilt dem Loslassen, dem Ausschalten, dem Beenden der Signalkaskaden. Wasser aus dem Lethe-Fluss bringt auch den Gästen den Segen des Nicht-Erinnerns, und all die schmerzlichen Details aus dem Langzeltgedächtnis verwandeln sich in schwerelose Seifenblasen. (...) Verkopft ist dieser Abend im wörtlichen Sinn, und selten klingt so eine Feststellung nach einem Kompliment. Hier aber ist es eins - ein großes sogar."
Hildesheimer Allgemeine Zeitung, André Mumot, 13.07.2011